Freie Redner und die Künstlersozialkasse

Gestern rief mich eine unserer Absolventinnen an mit der freudigen Nachricht: Ich habe es geschafft, die KSK hat mich aufgenommen! Großartig, dazu konnte ich nur überschwänglich gratulieren. Ich selbst habe die Künstlersozialkasse über Monate belästigt mit meinen Anträgen und Unterlagen und inhaltlich hoch wertvollen Schriftstücken… ich habe es NICHT geschafft. Der Unterschied zur Kollegin ist der: Sie kann singen. Das Interpretieren von (nicht selbst getexteten und nicht selbst komponierten) Musikstücken ist Kunst. Die Arbeitsleistung der Freien Redner, die nur sprechen, leider nicht. Nein, auch dann nicht, wenn sie immer und immer wieder für jedes Brautpaar ein neues schriftliches Kunstwerk erschaffen, das auch noch kunstvoll vorgetragen wird. Wir alle hier im RedeKunstWerk sind ob dieser Einschätzung natürlich persönlich beleidigt. 😉

Das ist eine Diskussion, auf die sich die KSK natürlich nicht einlässt. Dort gibt es Standards. Die besagen, dass das Umformulieren der quasi-biographischen Berichte unserer Kunden nun einmal keine große Kunst ist. Offenbar nicht einmal Kleinkunst. Auch dann nicht, wenn wir dafür die allerschönsten Worte finden, wenn wir erst die Struktur in eine sprudelnde Lebens-Erzählung bringen und wenn am Ende da eine einzigartige Liebesgeschichte steht, die das vor uns sitzende Brautpaar selbst überrascht.
Und da es ausreichend Freie Redner gibt, die keinen literarischen Anspruch an ihre eigenen Texte erheben, die sich auf Sekundärtexte stützen oder Rede-Konzepte verwenden, die sich Woche für Woche gleichen, teilweise bis hin zu den gewählten Worten, haben sie diese Standards in ihren Augen vermutlich zu Recht. Deshalb wird auch der Rest standardmäßig abgelehnt mit der Begründung, wir Freien Redner fielen nicht unter den Künstler-Begriff. Punkt. Ob wir das nun genauso sehen oder nicht, es gibt schlichtweg keine Chance. Wer andere Erfahrungen macht, möge sich bitte an uns wenden als Präzedenzfall!

Nichtsdestotrotz macht der Erfolg der Kollegin ja Mut. Jede/r hauptberuflich selbständige Freie Redner/in mit Gesangs- oder sonstigem künstlerischen Talent sollte den Weg unbedingt gehen, auch wenn der zunächst beschwerlich erscheint.

Und für alle anderen: Wer das RedeKunstWerk mit erfolgreichem Abschluss verlässt, ist ein Künstler. Oder eine Künstlerin. Egal, ob das die Bürokratie anders sieht. Punkt.

Anja Kellersmann

Anja Kellersmann

Anja hat ihre Leidenschaft, das Schreiben, zum Beruf gemacht und ist Freie Rednerin seit 2012. Sie begleitet Trauungen wie auch Kinderwillkommensfeste und führt pro Jahr 40 Zeremonien durch.
Anja Kellersmann

Anja Kellersmann

Anja hat ihre Leidenschaft, das Schreiben, zum Beruf gemacht und ist Freie Rednerin seit 2012. Sie begleitet Trauungen wie auch Kinderwillkommensfeste und führt pro Jahr 40 Zeremonien durch.

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